Ein Gespräch mit Marc Sommer von hessnatur (Teil 2)
Vor meinem Besuch hatte ich Herrn Sommer ein Mind Map geschickt, auf dem ich versucht habe, die in der Öffentlichkeit diskutierten Fragen zum Verkauf des Unternehmens im Überblick darzustellen:
Mein
Gesprächspartner legt auch gleich seinen - ökologisch korrekten - Ausdruck auf
Altpapier auf den Tisch. Fast schäme ich mich etwas für mein eigenes,
quietschbuntes Exemplar. Er beginnt, alle darauf genannten Punkte abzuarbeiten,
nahezu ohne Punkt und Komma. Augenscheinlich ist es ihm sehr wichtig, bei der
Gesprächspartnerin alle Zweifel auszuräumen. Ohne eine einzige Rückfrage an
mich, wen er da mit welchem background oder welcher Motivation vor sich habe.
Kann das gelingen?
Was bei mir ankam (aber von meinem Gesprächspartner nicht unbedingt wörtlich so gesagt wurde):
Die Genossenschaft …
… eine gute Idee,
die auch zunächst von großen Teilen der Mitarbeiterschaft getragen wurde - aber
es hat am Ende einfach nicht gereicht mit dem Angebot. Es habe auch überhaupt
zu keinem Zeitpunkt ein den Vorgaben der Verkäuferin entsprechendes offizielles
Kaufangebot der hnGeno gegeben.
Die Mitarbeiter …
… seien die Querelen um die hnGeno mittlerweile Leid und wünschten sich nun ein ruhiges Klima zum Weiterarbeiten und weniger öffentliche Diskussion um den nun schließlich rechtsgültig vollzogenen Verkauf an Capvis.
Der Investor (Capvis) …
… sei hochinteressiert an einem ökologisch und nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen wie hessnatur. Schließlich habe man dies als relevantes Zukunftsthema erkannt und wolle deshalb hessnatur ermöglichen, die immensen Wachstumspotentiale auch zu entwickeln. Zum Nutzen von Investoren und hessnatur gleichermaßen. Damit dies gelingen könne, sei der Investor selbstverständlich daran interessiert, die Kernwerte von hessnatur - Ökologie und faires Wirtschaften - auch zu erhalten und zu unterstützen. Anders könne man ja das Unternehmen gar nicht weiterentwickeln.
Der Beirat …
… hat mit GötzWerner (dm Drogeriemärkte) einen glaubhaften, hochrespektablen Garanten für am Menschen orientiertes, erfolgreiches Wirtschaften. Und einen umtriebigen, fordernden Ideengeber und Sparringspartner, den man sich gut als treibendes Gewissen (unternehmerisch und moralisch) vorstellen kann.
Vivek Batra, das
andere externe Beiratsmitglied, ist dem Laien eher nicht so bekannt. Er sei
Modespezialist (derzeit als Geschäftsführer eines deutschen High Class Labels,
Dorothee Schumacher: "Einzigartige Lieblingsstücke für Prinzessinnen mit
Stil") mit internationaler Erfahrung.
Die Geschäftsleitung
…
… nach dem Scheitern des
Unternehmenskaufs durch die vom alten Geschäftsführer Wolf Lüdge anscheinend
nicht nur heimlich favorisierte Genossenschaft war die weitere Zusammenarbeit
wohl schwierig geworden. Überdies sind Managementwechsel nach Firmenverkäufen
eher die Regel als eine Ausnahme.
Durch den bereits im Jahr 2011
dazugekommenen zweiten Geschäftsführer Maximilian Lang habe man aber die
Kontinuität gewährleisten können und überdies für die Weiterentwicklung
wichtige Expertise ins Unternehmen bringen können.
Mein Gesprächspartner selbst, der aus
seiner früheren Rolle als Vorstand des dann insolvent gewordenen Arcandor
Konzerns hessnatur von ganz oben und aus der Ferne kennengelernt hat, will hier
seine Sehnsucht nach konkretem unternehmerischem Gestalten ausleben.Nun ist Marc Sommer sicher kein Öko-Fuzzi der ersten Stunde, aber wer wollte das verurteilen?
Mit welchem Eindruck
gehe ich also aus diesem Gespräch? Kann und will ich hessnatur (und seinem Investor)
vertrauen, dass der eingeschlagene Weg verantwortlichen Handelns in Bezug auf
Ökologie, Nachhaltigkeit und Fairness nicht an den Kommerz verraten wird? Ist
das Verhalten bis hierher nun die ehrliche Bemühung um Offenheit und
Transparenz oder hinterhältige, opportunistische Bauernfängerei mit dem Ziel,
der naiven Kundschaft Sand in die Augen zu streuen?
Bevor ich mich an
die Beantwortung dieser Fragen mache, gehe ich jetzt erst einmal im hessnatur
Laden einkaufen! Feldforschung sozusagen.
[Fortsetzung und
Schluss folgt in Teil 3]
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